Rechtsprechung der Landesarbeitsgerichte
Einigungsstelle wegen
Arbeitnehmerbeschwerde
LAG Berlin-Brandenburg vom 09.04.2014 – 4
TaBV 638/14
Eine Einigungsstelle nach § 85 Abs. 2
BetrVG über die Berechtigung einer Arbeitnehmerbeschwerde im Sinne
des § 84 BetrVG ist grundsätzlich solange offensichtlich
unzuständig, bis die Beschwerde mit dem Arbeitgeber verhandelt
worden ist. Von diesem Grundsatz ist eine Ausnahme zu machen, wenn
der Arbeitgeber sich von vornherein verhandlungsunwillig zeigt und
die Verhandlungsbemühungen des Betriebsrats boykottiert.
Attrappe einer Videokamera
LAG Mecklenburg-Vorpommern vom 12.11.2014
– 3 TaBV 5/14
Das Anbringen der Attrappe einer
Videokamera im Außenbereich eines Klinikgebäudes erfüllt
offensichtlich keinen Mitbestimmungstatbestand im Sinne des § 87
BetrVG.
Beendigung alternierender Telearbeit
LAG Düsseldorf vom 10.09.2014 – 12 Sa
505/14
Die Beendigung alternierender Telearbeit
stellt regelmäßig eine Versetzung dar, welche der Zustimmung des
Betriebsrats bedarf. Die Einbindung des Arbeitnehmers in den
Betriebsablauf und die Aufgabenerfüllung ist auch bei teilweiser
Telearbeit aufgrund von deren Besonderheiten eine völlig andere als
ohne Telearbeit, so dass sich bei der Beendigung der Telearbeit das
Bild der Tätigkeit grundsätzlich ändert.
Sozialplanansprüche und
Gleichbehandlungsgrundsatz
LAG Hamm vom 14.05.2014 – 2 Sa 1652/13
Der vollständige Ausschluss der
Arbeitnehmer von Sozialplanabfindungsansprüchen, die das sofortige
Ausscheiden aus dem Arbeitsverhältnis und den Wechsel in die
Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft durch den Abschluss
eines dreiseitigen Vertrages abgelehnt haben, verstößt gegen den
arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz.
Anfechtung einer Betriebsratswahl
LAG Düsseldorf vom 04.07.2014 – 6 TaBV
24/14
Eine Vorschlagsliste für eine
Betriebsratswahl ist selbst dann gültig, wenn sie lediglich einen
Wahlbewerber aufweist. Bleibt bei einer Betriebsratswahl die Zahl
der Wahlbewerber unterhalb der Zahl der zu wählenden
Betriebsratsmitglieder, so findet § 11 BetrVG entsprechende
Anwendung. Für die Zahl der Betriebsratsmitglieder ist dann die
nächstniedrigere Betriebsgröße zugrunde zu legen.
Restmandat des Betriebsrats
LAG München vom 29.07.2014 – 6 TaBV 8/14
Das Restmandat des Betriebsrats stellt
ein nachwirkendes Teilmandat, nicht aber ein betriebliches
Vollmandat dar. Es dient dazu, die im Zusammenhang mit einer
Stilllegung, Spaltung oder Zusammenlegung von Betrieben
erforderlichen betrieblichen Regelungen noch treffen zu können.
Daher ist ein funktionaler Bezug zu den durch die Stilllegung,
Spaltung oder Zusammenlegung von Betrieben ausgelösten Aufgaben des
Betriebsrats erforderlich. Ein Auskunftsverlangen des Betriebsrats
über die Höhe der im Jahr vor der Betriebsschließung ohne
Beteiligung des Betriebsrats erfolgten Bonuszahlungen und die
Personen der begünstigten Mitarbeiter ist nicht vom Restmandat des
Betriebsrats gedeckt.
Ausschluss aus dem Betriebsrat
LAG München vom 28.04.2014 – 2 TaBV 44/13
Der Ausschluss eines
Betriebsratsmitglieds aus dem Betriebsrat nach § 23 Abs. 1 BetrVG
ist nicht möglich, wenn die Amtszeit, in der das
Betriebsratsmitglied seine Pflichten grob verletzt haben soll,
abgelaufen ist und das Betriebsratsmitglied wieder in den nach
Ablauf der Amtsperiode gebildeten Betriebsrat gewählt worden ist.
Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit
LAG Hamm vom 12.06.2014 – 11 Sa 1566/13
Durch eine Betriebsvereinbarung zur
Einführung der Kurzarbeit kann die vertraglich festgelegte
Arbeitszeit eines Arbeitnehmers nur dann ohne dessen Zustimmung
herabgesetzt werden, wenn in der Betriebsvereinbarung selbst
festgelegt ist, in welchem konkreten Zeitraum für welche betroffenen
Arbeitnehmer in welchem konkreten Umfang die Arbeit wegen Kurzarbeit
ausfallen soll. In der Betriebsvereinbarung müssen Beginn und Dauer
der Kurzarbeit, die Lage und Verteilung der Arbeitszeit, die Auswahl
der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer oder die betroffene
Abteilung sowie die Zeiträume, in denen die Arbeit ganz ausfallen
soll, festgelegt sein.
Versetzung eines Betriebsratsmitglieds
LAG Nürnberg vom 31.01.2014 – 8 TaBVGa
1/14
Versetzt der Arbeitgeber ein
Betriebsratsmitglied in eine andere betriebliche Einheit mit der
Folge des Verlustes des Betriebsratsamtes, ohne dass die Zustimmung
des Betriebsrats nach § 103 Abs. 3 BetrVG vorliegt, kann der
Betriebsrat grundsätzlich die Aufhebung dieser Versetzung
entsprechend § 101 BetrVG auch im Wege einer einstweiligen Verfügung
verlangen. Der Anspruch besteht jedoch nur, wenn der
Anwendungsbereich des § 103 Abs. 3 BetrVG eröffnet ist. Das ist
nicht der Fall, wenn die Versetzung im Zusammenhang mit einer
ordentlichen Kündigung wegen Schließung einer Betriebsabteilung nach
§ 15 Abs 4 und 5 KSchG erfolgt. Der Anwendungsbereich des § 103 Abs.
3 BetrVG ist auf Versetzungen, die in Ausübung des Direktionsrechts
vorgenommen werden, beschränkt.
Versetzung eines Arbeitnehmers
LAG Baden-Württemberg vom 07.05.2014 – 13
TaBV 1/14
Die Versetzung eines Arbeitnehmers an
einen räumlich weit entfernten Ort stellt einen Nachteil dar. Dieser
Nachteil kann aus betrieblichen Gründen gerechtfertigt sein. Im
Rahmen eines Zustimmungsersetzungsantrags nach § 99 Abs. 4 BetrVG
kommt es für die Rechtfertigung des Nachteils nur auf das Vorliegen
„betrieblicher Gründe“ an. Es ist - anders als im
Individualrechtlichen Änderungskündigungsschutzverfahren – keine
Abwägung mit den Interessen des Arbeitnehmers erforderlich.
Unterlassungsanspruch und
Betriebsänderung
LAG Berlin-Brandenburg vom 19.06.2014 – 7
TaBVGa 1219/14
Ein Anspruch des Betriebsrats auf
Unterlassung einer Betriebsänderung dient nur der Sicherung seines
Verhandlungsanspruchs für den Interessenausgleich, nicht losgelöst
hiervon, der Untersagung der Betriebsänderung selbst. Durch den
Erlass einer einstweiligen Verfügung können nur solche Maßnahmen des
Arbeitgebers untersagt werden, die den Verhandlungsanspruch des
Betriebsrats rechtlich oder faktisch in Frage stellen.
Druckkündigung
LAG Bremen 17.06.2015 - 3 Sa 129/14
Die nachhaltige Weigerung erheblicher
Teile der Belegschaft mit einem wegen Kindesmissbrauchs verurteilten
Arbeitnehmer nach verbüßter Haftstrafe zusammenzuarbeiten, kann nach
wiederholten Arbeitsniederlegungen von Kollegen den Ausspruch einer
sog. „Druckkündigung“ rechtfertigen. Kommt es aufgrund wiederholter
Arbeitsniederlegungen zu erheblichen Störungen des Betriebsablaufes,
ist ein Arbeitgeber nicht verpflichtet, arbeitsrechtliche Sanktionen
gegenüber den Kollegen des vorbestraften Arbeitnehmers
auszusprechen, wenn solche aufgrund des zerstörten
Vertrauensverhältnisses zwischen dem gekündigten Arbeitnehmer und
seinen Kollegen keinen Erfolg versprechen den Betriebsfrieden
wiederherzustellen.
Anforderung: Deutsch als Muttersprache
LAG Hessen 15.06.2015 -16 Sa 1619/14
Die Forderung des potenziellen
Arbeitgebers nach "Deutsch als Muttersprache", stellt eine
unmittelbare Benachteiligung wegen der ethnischen Herkunft dar.
Entwendung wertloser Gegenstände
LAG Berlin Brandenburg 04.06.2015 - 5 Sa
190/15
Rechtswidrige Handlungen des
Arbeitnehmers, die das Vermögen des Arbeitgebers verletzen,
berechtigen an sich zur außerordentlichen Kündigung, selbst wenn
wertlose Gegenstände betroffen sind. Im Falle langjähriger
unbeanstandeter Betriebszugehörigkeit und des Fehlens eines
messbaren Schadens kann gleichwohl zunächst eine Abmahnung
erforderlich sein.
Anforderung: Sehr gute
Englischkenntnisse
LAG Hamburg 19.05.2015 - 5 Sa 79/14
Allein die Forderung eines potenziellen
Arbeitgebers nach sehr guten Englischkenntnissen stellt kein
hinreichendes Indiz für eine Diskriminierung wegen der ethnischen
Herkunft dar.
Kündigung wegen Sitzstreiks im Büro
des Vorgesetzten
LAG Schleswig-Holstein 06.05.2015 - 3 Sa
354/14
Will eine Führungskraft eine
außertarifliche Gehaltserhöhung durch einen Sitzstreik im Büro des
Vorgesetzten erzwingen, kann dies, jedenfalls dann, wenn der
Sitzstreik trotz Hinweis auf das Hausrecht nicht abgebrochen wird,
eine Kündigung auch ohne vorherige Abmahnung rechtfertigen.
Sittenwidrige Vergütung
LAG Hamm 21.04.2015 - 14 Sa 1249/14
Eine Vergütungsvereinbarung, die eine
Beteiligung am Honorar der für Mandanten des Arbeitgebers erbrachten
Leistungen davon abhängig macht, dass die Mandanten das Honorar
bezahlen, ist sittenwidrig, weil der Arbeitnehmer mit dem Betriebs-
oder Wirtschaftsrisiko des Arbeitgebers belastet wird.
Verhältnismäßigkeit einer
krankheitsbedingten Kündigung
LAG Berlin-Brandenburg 02.04.2015 - 10 Sa
1702/14
Eine krankheitsbedingte Kündigung ist
nicht gerechtfertigt, wenn die Beschäftigung auf einem weniger
belastenden Arbeitsplatz möglich ist.
Entgeltfortzahlung bei ambulanter Kur
LAG Niedersachsen 31.03.2015 - 10 Sa
1005/14
Arbeitnehmer haben Anspruch auf
Entgeltfortzahlung wie im Krankheitsfall, wenn sie nicht arbeiten
können, weil sie sich in einer Maßnahme der medizinischen Vor- oder
Nachsorge befinden. Voraussetzung ist jedoch, dass ein Träger der
Sozialversicherung, zum Beispiel die Krankenkasse, die Maßnahme
bewilligt hat und dass diese medizinisch notwendig ist. Bloße
Erholungskuren, die lediglich der Vorbeugung gegen allgemeine
Verschleißerscheinungen oder der Verbesserung des Allgemeinbefindens
dienten, lösen keinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung aus.
Vorlage einer selbst manipulierten
ärztlichen Bescheinigung
LAG Hessen 23.03.2015 - 16 Sa 646/14
Manipuliert ein Arbeitnehmer eine
ärztliche Bescheinigung über Krankheitstage und legt diese als Beleg
für Fehltage seinem Arbeitgeber vor, ist auch nach 23jähriger
Beschäftigungsdauer eine fristlose Kündigung ohne vorherige
Abmahnung gerechtfertigt.
Befristungsgrund: Wunsch des
Arbeitnehmers
LAG Baden-Württemberg 04.03.2015 - 2 Sa
31/14
Der Wunsch des Arbeitnehmers kann eine
befristete Beschäftigung sachlich rechtfertigen. Ein Wunsch liegt
nicht vor, wenn der Arbeitnehmer mit dem Arbeitgeberangebot einer
Befristung lediglich einverstanden ist. Von einem Wunsch kann z.B.
dann gesprochen werden, wenn der Arbeitnehmer nach langer
Überlegungsfrist das Arbeitgeberangebot an seine leitenden
Führungskräfte zur Umwandlung des unbefristeten Arbeitsvertrages in
ein zum 60. Lebensjahr befristetes Arbeitsverhältnis zusammen mit
attraktiven finanziellen Anreizen (Leistungen aus der betrieblichen
Altersversorgung ab dem 60. Lebensjahr, Zahlung eines
Einmalkapitals) annimmt.
Gesetzlicher Vollurlaubsanspruch
LAG Hamm 19.02.2015 - 16 Sa 1207/14
Bei einem am 01.07. eines Jahres
begründeten Arbeitsverhältnis, das am 31.12. fortbesteht, entsteht
kein Vollurlaubsanspruch nach §§ 3, 4 BUrlG.
Freistellungsklausel im Arbeitsvertrag
LAG Hamm 13.02.2015 - 18 SaGa 1/15
Eine Vertragsklausel, die ein
Freistellungsrecht des Arbeitgebers nach dem Ausspruch einer
Kündigung für die Dauer der Kündigungsfrist vorsieht, ist jedenfalls
dann nicht offensichtlich unwirksam, wenn es sich bei dem
freigestellten Arbeitnehmer um einen Mitarbeiter in herausgehobener
Stellung handelt. Die Freistellung darf nur nach billigem Ermessen
erfolgen und setzt voraus, dass eine zuvor ausgesprochene Kündigung
des Arbeitgebers nicht offensichtlich unwirksam ist.
Steuereinbehalt bei Abfindungszahlung
LAG Hamm 30.01.2015 - 18 Sa 984/14
Abfindungen zählen zu den
einkommensteuerpflichtigen Einkünften. Der Arbeitgeber ist
verpflichtet, die auf den Abfindungsbetrag entfallenden Steuern
einzubehalten, da es sich bei der Abfindungszahlung um Arbeitslohn
i. S. d. § 38 Abs. 1 Abs. 3 Satz 1 EStG handelt.
Kündigung wegen Überschreitung der
Minusstundengrenze
LAG Mecklenburg-Vorpommern 15.01.2015 - 5
Sa 219/14
Dürfen laut Arbeitszeitvereinbarung
maximal 10 Minusstunden in den Folgemonat übertragen werden und
überschreitet der Arbeitnehmer diese Grenze trotz Abmahnung
wiederholt um ein Vielfaches, kann dies die verhaltensbedingte
Kündigung rechtfertigen
Berufsschulbesuch trotz Krankheit -
keine Vergütung
LAG Baden-Württemberg 14.01.2015 - 13 Sa
73/14
Nimmt ein arbeitsunfähiger Auszubildender
nach Ablauf der 6-Wochen-Frist trotz fortbestehender Krankheit am
Berufsschulunterricht teil, kann er für diese Tage keine Vergütung
verlangen.
Kein Rechtsbeistand beim BEM
LAG Rheinland-Pfalz 18.12.2014 - 5 Sa
518/14
Arbeitnehmer haben grundsätzlich keinen
Anspruch auf Hinzuziehung eines Rechtsbeistandes zu Gesprächen im
Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).
Zeugnis mit Silbentrennung
LAG Baden-Württemberg 27.11.2014 - 3 Sa
21/14
Auch eine als Verwaltungsangestellte und
Schulsekretärin tätig gewesene Arbeitnehmerin kann grundsätzlich
nicht die Erteilung eines Arbeitszeugnisses ohne Silbentrennungen am
Zeilenende beanspruchen.
Anspruch auf Durchführung des BEM
LAG Hamm 13.11.2014 - 15 Sa 979/14
Der Arbeitnehmer hat gegen seinen
Arbeitgeber einen Individualanspruch auf Durchführung eines
betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM). Grund: Die allgemeine
Fürsorgepflicht des Arbeitgebers. Ein Anspruch auf Hinzuziehung
eines Rechtsanwalts zum BEM besteht nicht.
Praktikum oder Arbeitsverhältnis
LAG Hamm 17.10.2014 - 1 Sa 664/14
Wird die Durchführung eines Praktikums
auf der Basis eines dreiseitigen Vertrages unter Beteiligung eines
im Auftrag einer Agentur für Arbeit tätigen Bildungsträgers, eines
Praktikanten und eines das Praktikum ermöglichenden Arbeitgebers
abgeschlossen, steht dem sozialversicherungsrechtlich
förderungsbedürftigen Praktikanten kein Anspruch auf Vergütung aus
einem Arbeitsverhältnis zu, wenn das Praktikum nach dem Wortlaut der
getroffenen dreiseitigen Vereinbarung Teil einer
berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme i.S.d. § 51 SGB III ist und
die tatsächliche Handhabung des Praktikums dem entspricht. Die einem
Arbeitsverhältnis ähnlich starke Einbindung des Praktikanten in den
Betrieb steht dem nicht entgegen, wenn dem Praktikanten als Teil der
berufsvorbereitenden Maßnahme auch die Grundkompetenz vermittelt
werden soll, sich in zeitliche, örtliche und organisatorische
betriebliche Abläufe einfinden zu können.
Verfall des Urlaubsanspruchs
LAG Hamm 09.10.2014 - 16 Sa 711/14
Verfällt der Urlaubsanspruch eines
langzeiterkrankten Arbeitnehmers nach 15 Monaten mit Ablauf des
31.03. und scheidet der Arbeitnehmer am selben Tag aus dem
Arbeitsverhältnis aus, so besteht kein Anspruch auf
Urlaubsabgeltung.
Entschädigung wegen „sinnloser“
Beschäftigung
LAG Schleswig-Holstein 30.09.2014 - 1 Sa
107/14
Wird ein Arbeitnehmer nicht
vertragsgerecht, sondern unterwertig beschäftigt, kann dies einen
Entschädigungsanspruch wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung
begründen. Entscheidend ist nicht, ob die Tätigkeit
betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, sondern ob der Arbeitnehmer
durch die Art der Beschäftigung erheblich in seiner Wertschätzung
abgewertet wird.
Kündigung wegen Arbeitszeitbetrugs
LAG Köln 29.09.2014 - 2 Sa 181/14
Ergibt die Auswertung der elektronisch
gespeicherten Arbeitsvorgänge, dass innerhalb von 10 Tagen mehrere
Stunden Arbeitszeit zu viel in die manuell geführte
Arbeitszeiterfassung eingetragen wurde, kann dies eine
außerordentliche Kündigung ohne vorherige Abmahnung rechtfertigen.
Nichtbefolgung einer rechtswidrigen
Versetzung
LAG Köln 28.08.2014 - 6 Sa 423/14
Wenn eine Versetzung objektiv
rechtswidrig ist, liegt in der Nichtaufnahme der Arbeit am neuen
Arbeitsort keine kündigungsrelevante beharrliche
Arbeitsverweigerung.
Sittenwidrige Vergütung geringfügig
Beschäftigter
LAG Düsseldorf 19.08.2014 - 8 Sa 764/13
Zur Beurteilung der Sittenwidrigkeit des
gezahlten Entgelts an geringfügig Beschäftigte ist kein pauschaler
Aufschlag vorzunehmen, um den Nettocharakter der empfangenen Zahlung
auszugleichen und eine Vergleichbarkeit mit dem üblichen
Brutto(stunden)lohn zu ermöglichen.
Beleidigung eines Vorgesetzten
LAG Rheinland-Pfalz 24.07.2014 - 5 Sa
55/14
Grobe Beleidigungen des Vorgesetzten, die
nach Form und Inhalt eine erhebliche Ehrverletzung für den
Betroffenen bedeuten, und anders als überspitzte Kritik unsachliche
Angriffe zur Untergrabung der Position eines Vorgesetzten
darstellen, können eine fristlose Kündigung rechtfertigen. Eine
vorherige Abmahnung ist aber erforderlich, wenn die beleidigenden
Äußerungen im vertraulichen Kollegenkreis erfolgen.
Einseitige Arbeitszeitänderung
LAG München 26.06.2014 - 3 Sa 30/14
Eine Zusatzvereinbarung zum
Arbeitsvertrag, die den Arbeitgeber berechtigt, die regelmäßige
individuelle Wochenarbeitszeit (hier: 40 Stunden) aus
Auslastungsgründen, aufgrund innerbetrieblicher Umstrukturierungen
oder wegen fehlender Einsatzmöglichkeiten auf die betriebsübliche
Arbeitszeit (hier: 36 Stunden) zu kürzen, ist wegen unangemessener
Benachteiligung selbst dann unwirksam, wenn ein Widerrufsvorbehalt
auch zugunsten des Arbeitnehmers bei Vorliegen persönlicher Belange
vorgesehen ist.
Probezeitkündigung
LAG Mecklenburg-Vorpommern 24.06.2014 - 5
Sa 222/13
Der Arbeitgeber kann dem Arbeitnehmer
regelmäßig noch am letzten Tag der Probezeit mit der kurzen
Kündigungsfrist kündigen. Er kann aber auch dem Arbeitnehmer eine
weitere Bewährungschance geben und mit einer längeren
Kündigungsfrist (hier: 4 Monate zum Monatsende) kündigen und für den
Fall der Bewährung die Wiedereinstellung zusagen.
Lohnabtretungsverbot
LAG Niedersachsen 16.06.2014 - 13 Sa
1327/13
Ein in einer Betriebsvereinbarung oder
Arbeitsordnung geregeltes umfassendes Lohn- und
Gehaltsabtretungsverbot kann über eine formulararbeitsvertraglich
vereinbarte Bezugnahme Bestandteil des Arbeitsvertrages werden.
Kündigung wegen Kassendifferenzen
LAG Mecklenburg-Vorpommern 14.05.2014 - 2
Sa 246/13
Das bloße Auftreten von Kassendifferenzen
(ohne strafrechtlich relevantes Fehlverhalten) bei einer weit
überwiegend mit anderen Tätigkeiten betrauten Mitarbeiterin
rechtfertigt dann keine Kündigung ohne vorherige Abmahnung, wenn sie
nicht entsprechend qualifiziert und überwacht worden ist.
Einsicht in Personalakte
LAG Schleswig-Holstein 17.04.2014 - 5 Sa
385/14
Das Recht auf Einsicht in die
Personalakte kann gegen den Willen des Arbeitgebers grundsätzlich
nicht von einem bevollmächtigten Rechtsanwalt oder
Gewerkschaftssekretär ausgeübt werden.
Wirksamer Klageverzicht
LAG Niedersachsen 27.03.2014 - 5 Sa
1099/13
Enthält ein formularmäßiger Verzicht auf
Erhebung der Kündigungsschutzklage im Gegenzug die Verpflichtung des
Arbeitgebers, ein Zeugnis mit der Note gut zu erteilen, ist der
Verzicht wirksam, es sei denn, dem Arbeitnehmer steht unter
Berücksichtigung der herkömmlichen Darlegungs- und Beweislast in
einem Zeugnisprozess eine mindestens gute Beurteilung zweifelsfrei
zu.
Steuerschaden bei nachgezahlter
Vergütung
LAG Sachsen 27.01.2014 - 4 Ta 268/13
Die bei nachträglicher Gehaltszahlung
eingetretene progressionsbedingt erhöhte Steuerbelastung kann als
sog. Steuerschaden gegenüber dem Arbeitgeber vor dem Arbeitsgericht
geltend gemacht werden.